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19. August 2021

Lernen im „Cluster“ – die Schule der Zukunft
a+r Architekten realisieren in Kirchheim unter Teck für 850 Schülerinnen und Schüler einen modernen, nachhaltigen Schulcampus. Wegweisend ist auch der Einsatz von Recyclingbeton.


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a+r Architekten setzten die Campus-Neubauten ganz im Sinne des „einfach Bauen“ um. Den Architekten und der Stadt Kirchheim/Teck als Bauherrin war eine hohe Gebrauchstauglichkeit wichtig. Daher fiel die Entscheidung auf robuste sowie dauerhafte Materialien. Foto: Marcus EbenerDie Gesamtkubatur des Campus wurde in mehrere Gebäudeteile aufgegliedert, um dadurch besser die Größenverhältnisse der benachbarten Wohnbebauung aufnehmen zu können. Foto: Marcus EbenerBautechnisch und aus nachhaltiger Sicht punkten die klar und stringent entworfenen Neubauten mit einem konsequenten Einsatz von Recyclingbeton. Foto: Marcus EbenerDie beiden jeweils dreigeschossigen Lernhäuser sind über ein einladendes und großzügiges Foyer miteinander verbunden. Foto: Marcus EbenerDie Architekten haben es so geplant, dass das Foyer von beiden Schulen des Campus auch für Veranstaltungen, wie etwa Theateraufführungen genutzt werden kann. Foto: Marcus EbenerFür gute Nutzungsbedingungen sorgt im Foyer mit seinem zweigeschossigen Luft- und Galerieraum eine raumakustisch wirksame und hochwertige Holzverkleidung der Decke. Die Gebäudestruktur wurde in Stahlbetonskelettbauweise mit tragenden Stützen und leichten Trennwänden ausgeführt, so kann die Schule auf spätere Veränderungswünsche reagieren. <br />Foto: Marcus Ebener<br />Der Campus Rauner soll ein Ort für selbstorganisiertes Lernen und Miteinander sein, denn Lernprozesse werden individueller, inklusiver und es findet ein Wandel von der Halbtags- zur Ganztagsschule statt. Schule wird zu einem Ort des aktiven Lernens und Miteinanders für Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte. Foto: Marcus Ebenera+r Architekten haben grundsätzlich sehr reduziert mit Farbe und Material im Innenraum gearbeitet. Wo möglich, haben die Planer die Oberflächen natürlich belassen, wie die Sichtbetonwände und -decken, die Türen aus Eichenholz und die weiß lasierten Nadelholzprofile der Holz-Alufenster zeigen. Foto: Marcus EbenerDer brombeerfarbene Fußbodenbelag aus langlebigem Kautschuk bringt gezielt Farbe ins Spiel. Auch die Stahlwangen der Treppen wurden im gleichen prägnanten Farbton lackiert. Foto: Marcus EbenerLageplan Campus Rauner. Abbildung: a+r ArchitektenGrundriss Campus Rauner. Abbildung: a+r Architekten

Die Schullandschaft in Deutschland ist seit einigen Jahren im Wandel. Zum einen sinken die Schülerzahlen, zum anderen entwickeln sich die pädagogischen Konzepte weiter. Auch die Stadt Kirchheim unter Teck, etwa 25 Kilometer südöstlich von Stuttgart gelegen, reagiert mit dem neuen Schulcampus Rauner auf die sich ändernden Rahmenbedingungen. Für rund 850 Schülerinnen und Schüler hat sie zusammen mit a+r Architekten eine moderne Cluster-Schule entwickelt, die für ideale Lernbedingungen sorgen soll. Bautechnisch und aus nachhaltiger Sicht punkten die klar und stringent entworfenen Neubauten mit einem konsequenten Einsatz von Recyclingbeton. Der R-Beton „Made in Kirchheim/Teck“ wurde sowohl für den Rohbau als auch für die Sichtbetonwände und -decken verwendet – die optisch konventionellen Lösungen in nichts nachstehen.

In drei Bauabschnitten wird der neue Campus Rauner, das größte Bauprojekt Kirchheim/Tecks der jüngeren Stadtgeschichte verwirklicht. Die bisherige Grund-und Werkrealschule Rauner aus den 1960er-Jahren wurde dafür zum Großteil abgerissen. Im ersten Bauabschnitt wurde 2016 bis 2017 das „Lernhaus 1“ anstelle der ehemaligen Turnhalle errichtet. Es nimmt die neu entwickelte zwei- bis dreizügige Rauner Gemeinschaftsschule auf. In das „Lernhaus 2“, das im September 2020 in Betrieb genommen wurde, ist die Teck-Realschule mit 18 Lern- und 14 gemeinschaftlich genutzten Fachräumen eingezogen. Bis zum Herbst 2021 werden nun im letzten Bauabschnitt und im laufenden Betrieb die verbliebenen Bestandsbauten saniert. „Hier kommen auf drei Etagen Mensa, Bewegungs- und Aufenthaltsbereiche für die Ganztagsbetreuung unter“, erzählt Architekt Daniel Raiser, der für a+r Architekten mit Sitz in Stuttgart und Tübingen das Projekt leitet. Das Raumkonzept des Schulcampus zeichnet sich durch eine hohe räumliche Flexibilität aus, die auf zukünftige Schulentwicklungen reagieren kann.

Zeitgemäße Cluster-Schule für Kirchheim/Teck
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Der Campus Rauner soll ein Ort für selbstorganisiertes Lernen und Miteinander sein, denn Lernprozesse werden individueller, inklusiver und es findet ein Wandel von der Halbtags- zur Ganztagsschule statt. Schule wird zu einem Ort des aktiven Lernens und Miteinanders für Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte. Dieser Wandel erfordert die Abkehr von der klassischen Schularchitektur mit Frontalunterricht hin zur Organisationsform „Cluster“, welche eine pädagogische Flexibilität beim Wechsel der Lernformen gestattet und räumliche Synergien schafft.

„Beim Campus Rauner ermöglichen die Lerncluster eine flexible Aufteilung in unterschiedlich große Jahrgangsgruppierungen“, erklärt Raiser das Grundkonzept. „Die großzügig gestalteten Flure können dabei als multifunktionale Lernzonen mitgenutzt und frei möbliert werden.“ Zwischen die unterschiedlich ausgestatteten Lern- und Kursräume hat a+r Architekten immer wieder kleinere sogenannte Differenzierungsräume für individuelle Unterrichtsformen angeordnet.

Stringente Architektursprache
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„Wir haben die Gesamtkubatur des Campus in mehrere Gebäudeteile aufgegliedert, um so besser die Größenverhältnisse der benachbarten Wohnbebauung aufnehmen zu können“, erklärt Daniel Raiser die architektonische Idee. „Die Gebäudestruktur haben wir in Stahlbetonskelettbauweise mit tragenden Stützen und leichten Trennwänden ausgeführt, so kann die Schule auf spätere Veränderungswünsche reagieren.“ Die beiden jeweils dreigeschossigen Lernhäuser sind über ein einladendes und großzügiges Foyer miteinander verbunden. Die Architekten haben es so geplant, dass es von beiden Schulen des Campus auch für Veranstaltungen, wie etwa Theateraufführungen genutzt werden kann. Für gute Nutzungsbedingungen sorgt im Foyer mit seinem zweigeschossigen Luft- und Galerieraum eine raumakustisch wirksame und hochwertige Holzverkleidung der Decke.

a+r Architekten haben grundsätzlich sehr reduziert mit Farbe und Material im Innenraum gearbeitet. Wo möglich, haben die Planer die Oberflächen natürlich belassen, wie die Sichtbetonwände und -decken, die Türen aus Eichenholz und die weiß lasierten Nadelholzprofile der Holz-Alufenster zeigen. Einzig der brombeerfarbene Fußbodenbelag aus langlebigem Kautschuk bringt gezielt Farbe ins Spiel. Auch die Stahlwangen der Treppen wurden im gleichen prägnanten Farbton lackiert.

Wenig Technik für einen höheren Nutzerkomfort
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Daniel Raiser und sein Architektenteam setzten die Campus-Neubauten ganz im Sinne des „einfach Bauen“ um. „Uns und der Stadt Kirchheim/Teck als Bauherrin war eine hohe Gebrauchstauglichkeit wichtig. Daher haben wir uns zum einen für sehr robuste und dauerhafte Materialien entschieden, zum anderen die technische Gebäudeausrüstung so simpel wie möglich gehalten“, sagt Raiser. So kommt in den Gebäuden zum Beispiel keine kontrollierte Lüftungsanlage zum Einsatz, sondern eine großzügige Fensterlüftung, bei der sich alle Fenster öffnen lassen und leicht von Hand erreichbar sind. Nebeneffekt der pragmatischen Herangehensweise ist, dass das Gesamtbudget von geplanten 27,3 Mio. Euro um ca. 1,5 Mio. Euro unterschritten wird – ohne an der architektonischen Qualität zu sparen. Die Fassade der Neubauten wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem mit Mineralwolle hergestellt und mit einem hochwertigen Besenstrichputz in einem hellgrauen Naturton versehen, der gut altern kann.

Recyclingbeton für den Campus Rauner
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Konsequent setzten a+r Architekten bei den Schulneubauten auf Recyclingbeton – für die Konstruktion und auch die Sichtbetonoberflächen. Bei kommunalen Bauvorhaben ist dessen Einsatz in Kirchheim/Teck seit 2014 vorgeschrieben. Rund 6.000 Kubikmeter R-Beton wurden für den Campus Rauner verbaut. Dieser besteht zu rund 30 Prozent aus aufbereitetem mineralischem Bauschutt. Dabei ersetzten 1.800 Kubikmeter Recyclingmaterial den Splitt als Betonzuschlag. So wurde der primäre Rohstoff eingespart und auch auf weite Transportwege vom Steinbruch zum Betonwerk verzichtet, was letztlich niedrigere CO2-Emissionen bedeutet.

„Das Wichtigste beim Einsatz von rezyklierter Gesteinskörnung ist, dass die Körnung nicht zu grob ist und unter 16 Millimeter liegt. Dann gelingen sehr gute, homogene Oberflächen“, erklärt Birgit Spann, Leiterin des Hochbauamts Kirchheim unter Teck. „Unser Campus Rauner ist ein schönes Beispiel für ebenmäßige Sichtbetonflächen mit R-Beton.“ Der Beton-Lieferant Holcim arbeitet in Kirchheim unter Teck für die Herstellung des Recyclingbetons mit der lokalen Firma Heinrich Feeß zusammen. Das Unternehmen besitzt über 60 Jahre Erfahrung im Abbruch und Recycling und ist Deutscher Umweltpreisträger 2016. „Es freut uns, dass wir mit dem Einsatz von Recyclingbeton einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zum nachhaltigen Bauen leisten können“, sagt auch Daniel Raiser von a+r Architekten.

Daten+Fakten
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• Projekt: Campus Rauner
• Standort: Limburgstraße 71, 73230 Kirchheim unter Teck
• Bauherr: Stadt Kirchheim unter Teck
• Architektur: a+r Architekten GmbH, Stuttgart und Tübingen, www.ackermann-raff.de
• BGF: 9.850 m²
• Wettbewerb: 2014
• Bauzeit: 2016-2021 

Fachplaner:

• Projektsteuerung: Ernst² Architekten AG
• Bauleitung Hochbau: Wörner Architekten
• Landschaftsarchitektur: Glück Landschaftsarchitektur
• Baugrundgutachter: Institut für Hydrogeologie, Umweltgeologie, Baugrunduntersuchungen
• Statik, Bauphysik, Brandschutz, HLS, TGA: CSZ Ingenieurconsult GmbH
• Prüf-Statik: Sigler Ingenieure Nürtingen

Beauftragte Firmen (Auszug):

• Rohbau/Erdbau: Wolfer & Goebel Bau GmbH
• Fensterbau/Aussentüren: Fink Duo GmbH
• Dachabdichtung Klempner: Rossi GmbH
• Schlosser: TRAUSCHKE GmbH
• Tischler/Innentüren: Möbel Graf GmbH Schreinerei – Innenausbau
• Elektrotechnik: Elektro Hofecker GmbH & Co. KG
• Fernmeldetechnik: SPEIDEL GmbH

 

Über a+r Architekten
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a+r Architekten stehen für eine solide, umweltverträgliche und zukunftsorientierte Architektur mit einer überzeugenden Expertise im Bereich des nachhaltigen Bauens – auch im Bestand. Das 1985 von Prof. Gerd Ackermann und Prof. Hellmut Raff gegründete Büro mit Standorten in Stuttgart und Tübingen zählt rund 100 Mitarbeiter und steht heute unter der Leitung von Oliver Braun, Florian Gruner, Alexander Lange und Walter Fritz. Vorwiegend bauen a+r Architekten für öffentliche Auftraggeber, Industrie und Gewerbe, für kommunale Wohnbauunternehmen sowie für soziale Einrichtungen. Das Büro konzentriert sich auf eine angemessene, ökologische, funktionale und daraus resultierend innovative Bauweise und wurde dafür mit renommierten Preisen ausgezeichnet.

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