25. April 2024
Human Centered Design und Universal Design sind zwei fundamentale Begriffe für das Designverständnis in Japan. Diese Designphilosophien sind in der japanischen Kultur und Arbeitsweise tief verwurzelt und haben einen großen Einfluss auf die Art und Weise, wie Produkte entwickelt werden. Sie geben auch Aufschluss darüber, dass Kaizen außerhalb von Japan unerreicht bleibt – das kontinuierliche Streben nach Verbesserung und der daraus resultierenden Perfektion.
In der Vorstellung des Human Centered Design (HCD) steht der Nutzende im Mittelpunkt des Designprozesses. Die Bedürfnisse, Gewohnheiten und Erwartungen der Menschen, die die Produkte verwenden, sind von größter Bedeutung – in Japan wird, wenn man es nahe am Original übersetzt, vom „Gegenüber“ gesprochen. Die Kreativschaffenden im Design bemühen sich, Lösungen zu entwickeln, die das Leben der Nutzenden verbessern und ihren Komfort steigern. Dies spiegelt sich etwa in Produkten wider, die auf die Bedürfnisse des täglichen Lebens abgestimmt sind und eine hohe Bedienfreundlichkeit aufweisen. Die Betonung von HCD ist in vielen Branchen, einschließlich der Sanitärindustrie, deutlich spürbar.
Auch das Universal Design (UD) hat in Japan eine starke Tradition. Universal Design bedeutet, dass Produkte und Umgebungen so gestaltet werden, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen genutzt werden können. UD zielt darauf ab, Barrieren abzubauen und die Inklusion zu fördern. In Japan ist dies angesichts der gegenwärtigen demographischen Entwicklung besonders wichtig: Die Bevölkerung hat eine hohe Lebenserwartung bei einer niedrigen Geburtenrate, was zu einer alternden Gesellschaft führt. Produkte, die das UD-Prinzip berücksichtigen, sind darauf ausgerichtet, Menschen jeden Alters und jeder Fähigkeit zu dienen. Bei Produkten für das Badezimmer, etwa barrierefreien Toiletten, Duschsystemen und Armaturen, ist dies besonders relevant.
Als Leiterin des Design Departments von TOTO Ltd in Tokio, aus dem sämtliche Entwürfe des weltweit agierenden Unternehmens stammen, ist es Yoku Hirotsu wichtig, eines klarzustellen: „Das Wichtigste ist es, an die Menschen zu denken, die unsere Produkte verwenden. Daher geht es niemals um das Design als solches. Es geht um die Menschen, die unsere Produkte nutzen. Das Design ist insofern wichtig, als dass es eingesetzt wird, um das Leben und den Komfort des Nutzenden im Alltag zu fördern.“ Ausgehend von diesem Standpunkt wurde in der Designabteilung die Philosophie der „Zurückhaltenden Präsenz“ geboren. Fast alle Produkte von TOTO folgen dieser Philosophie. Um sie zu verwirklichen, müssen alle Designerinnen und Designer drei Grundsätze kompromisslos erfüllen. Das heißt, ein „Nutzerfreundliches Design“ entwickeln, das dem Körper und Geist des Nutzenden im Alltag gerecht wird. Darüber hinaus muss „Einklang“ geschaffen werden. Einklang beschreibt die ästhetische Komponente des Produktes, das sich harmonisch in den Raum einfügt. Und schließlich ist „aufrichtige Schönheit“ gefordert, die Gebrauchstauglichkeit und ästhetische Langlebigkeit des Designs. Hinzu kommt die besondere Herausforderung, dass die Nutzung aller Produkte im Badezimmer mit einer gewissen Intimität verbunden sind und die Produkte mit der nackten Haut erlebt werden. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, sich mit ihnen wohlzufühlen. Runde, fließende Formen fördern zum Beispiel das Wohlgefühl und das Sicherheitsgefühl.
Nach japanischem Designverständnis gibt es kein perfektes Design. Die Bedürfnisse der Nutzenden ändern sich, und die Technologien, mit deren Hilfe sie erfüllt werden können, entwickeln sich ständig weiter. Die Gestaltenden sind dauerhaft gefordert, beides in Einklang zu bringen. So existieren beispielsweise Technologien zur Messung von Gesundheits- und Nutzerdaten. Würden wir diese nutzen, könnten auch Toiletten dazu beitragen, das Leben der Menschen in einer alternden Gesellschaft besser zu unterstützen. Mit ihnen könnten Wartezeiten bei öffentlichen Toiletten reduziert oder die Art und Weise geändert werden, wie wir zuhause unsere eigene Gesundheit überwachen. Um derartige Innovationen zu entwickeln, legt TOTO besonderen Wert auf die Zusammenarbeit zwischen seinen internen Design- und Ingenieurteams.
„Es ist wichtig, dass Design- und Engineering-Experten in ständigem Austausch stehen und darüber diskutieren, wie die Nutzenden in Zukunft leben werden. Die Verschmelzung von Technologie und Design ist das, was wir bei TOTO anstreben”, erklärt Yuji Yoshioka, der für das NEOREST WX zuständige Designdirektor von TOTO. Je nach Stadium des Designprozesses arbeiten Teams aus den Bereichen Marketing, Digitaltechnik, Designmodellierung, Computergrafik oder Prototypmodellierung zusammen. Die Ergebnisse der einzelnen Teams werden in einem Prozess namens Design Review (in Entwicklungssitzungen) bewertet und validiert. Für innovative Projekte, welche die Entwicklung neuer Technologien erfordern, können auch interdisziplinäre Teams aus Ingenieuren, Designern und Marketingexperten zum Einsatz kommen.
Als vollendet hinsichtlich seiner nahtlosen, organisch fließenden Form lässt sich das neue NEOREST WX bezeichnen. Seine Umsetzung erfordert technisches Können, um die verschiedenen Materialien Keramik und Kunststoff fugenlos zusammenzufügen. Hier verbirgt sich das einzigartige Know-how von TOTO, dem japanischen Entwickler des WASHLET. Yuji Yoshioka erwähnt in diesem Zusammenhang auch, wie wichtig ihm der Aspekt des „Weglassens“ im Design des NEOREST WX gewesen ist. So wurde zum Öffnen und Schließen des Deckels die neuste Sensortechnik verwendet, die es nicht mehr erforderlich macht, eine Art Fenster in den Deckel für den Sensor zu integrieren. Das Modell WX wurde aufgrund seiner nahezu perfekten Form, der aufwändigen Entwicklungsarbeit und hochwertigen Materialität für das Luxussegment entwickelt. Hervorzuheben ist auch die neue Komposition der Keramik: das Basismaterial enthält eine von TOTO hergestellte und entwickelte Materialkomposition welche es ermöglicht, dass sich die Form und Dimension des Produkts während des Brennvorgangs nur noch minimal verändert. Yuko Hirotsu und Yuji Yoshioka sind davon überzeugt, dass das NEOREST WX ohne diese innovative Technologie nicht hätte realisiert werden können. „Aus der Herausforderung, die durch neue Materialien und Verarbeitungsmethoden zustande kommt, ist eine eigenständige, fugenlos-integrale Formensprache entstanden“, erklärt Yuji Yoshioka.
Nicht immer hat das Design bei TOTO diesen integralen Designansatz verfolgt. Das Jahr 2015 markierte hinsichtlich der neuen Designauffassung einen Wendepunkt. Intensive Recherchen, in deren Rahmen Kundengespräche ausgewertet wurden sowie die Ergebnisse, welche die Trendscouts unter anderem von großen Branchenenvents wie dem Mailänder Salone del Mobile mitgebracht haben, gingen in eine neue Richtung. „Was sich änderte, war die Gewichtung dessen, was der globale Markt, insbesondere der europäische, mit seinen alteingesessenen Wettbewerbern nahelegte: eine sanftere Formgebung zu entwickeln, ein sensitives Design, das nah am Menschen ist und im Design mehr auf globale Trends im Interior Design einzugehen“ resümiert Designchefin Yuko Hirotsu. „Wir haben in dieser Zeit begonnen, emotionalere Konzepte mit einzubeziehen und unser gesamtes Sortiment neu betrachtet. Im Jahr 2015 haben wir uns von Grund auf dem globalen Markt geöffnet und zusätzlich Prozesse definiert, wie Designer, Ingenieure, die Vertriebsabteilungen der verschiedenen Länder und das Management gemeinsam diskutieren, und damit Vorgehensweisen implementiert, in denen Entwürfe in direkter Kommunikation bewertet werden.
Ein wesentlicher japanischer Ansatz wird sich jedoch immer herausheben: Die eigene Person nimmt sich zurück, das Gegenüber steht im Zentrum. Diese Haltung fließt in die Entwicklung und in das Design ein. „Bei uns ist es eine unausgesprochene Tatsache, immer nach Möglichkeiten zu forschen, die uns mit unserem Design näher an die Gefühle unseres Gegenübers heranführen“, so Yuko Hirotsu. Ihr ist zum Beispiel bewusst, dass das automatische Öffnen des Toilettendeckels von einigen Europäern als witziges Gimmick angesehen wird. In Japan wird dieser Automatismus hingegen als eine Form des Respekts gegenüber dem Nutzenden verstanden. Alles, was das „Gegenüber“ belasten könnte, sollte vermieden werden. So allein aus hygienischen Gründen die Berührung eines fremden Toilettendeckels mit der Hand. Alle Produkte von TOTO werden aus diesem japanischen Verständnis und Lebensgefühl heraus entwickelt, dem ausgeprägten Sinn für das Gegenüber. Sie inspirieren Menschen auf der ganzen Welt, weil dieses spezifisch Japanische immer mitschwingt.
Abdruck honorarfrei / Beleg erbeten
Düsseldorf, im September 2023
Bei TOTO, das zu den führenden internationalen Sanitärunternehmen zählt, steht der Mensch und sein Wohlbefinden im Mittelpunkt. Bereits 1917 in Kitakyushu, Japan, gegründet, entwickelt, produziert und vertreibt TOTO seit 2009 seine ganzheitlichen Badezimmerkonzepte für gehobene Ansprüche auch in Europa. Das Ziel ist es, durch Regeneration, Komfort und Hygiene ein neues Lebensgefühl zu schaffen und die Technik intelligent und nahezu unsichtbar in das Design zu integrieren. Japans führender Hersteller präsentiert als Komplettbadanbieter Sanitärkeramik, Armaturen und Accessoires. Das Unternehmen kann mittlerweile auf über 40 Jahre Entwicklung und Herstellung von WASHLET zurückblicken und hat bisher weltweit über 60 Mio. Stück verkauft. Auf dem Weg zu einem nachhaltig ausgerichteten Unternehmen, das die Entwicklung hin zu einer vollständig emissionsfreien Gesellschaft unterstützt, zeigt TOTO ein hohes Engagement: Mit dem Beitritt zur Initiative RE100 bekennt sich die TOTO-Unternehmensgruppe dazu, an allen Standorten bis zum Jahr 2040 vollständig auf Strom aus erneuerbaren Energien umzustellen. Im Juni 2021 erfolgte die Zertifizierung der Science Based Targets Initiative (SBT), um die Reduzierung von Treibhausgasen im Einklang mit dem Pariser Abkommen zu erreichen und auf dieser Grundlage die CO2-Emissionen systematisch weiter zu reduzieren. Weltweit arbeiten mehr als 36000 Menschen bei TOTO.
Mehr über TOTO: eu.toto.com